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Strandgut …

Kinder bitten – Wer hilft? – Kinder danken. Sonderdruck aus der Hamburger Freien Presse, Nr. 91, 1948, DIN A5

Kinderheim Morsum, um 1949

SOS-Klappholttal – SOS! Die Zeit vergeht. Covid-19 beherrscht nach wir vor unsere Tage. Zeit, alte Umzugskartons auszupacken. So trafen Texte über Urlaub auf Sylt in der Wirtschaftswunderzeit und ein Spendenaufruf von 1948 zusammen. Mit der Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen (Trizone) von 20. Juni 1948 und der Einführung der D-Mark war das RM-Geld nur noch ein Zehntel wert. Das Nordseelager Klappholttal auf Sylt verlor dadurch Geld aus bis dahin eingegangenen Spenden und die Aussicht, schnell neue Spenden zu bekommen. 200 Waisenkinder – Flüchtlinge – drückten sich die Nasen platt an den nun prall gefüllten Schaufenstern. Der Haltepunkt Klappholttal der Inselbahn liegt zwischen Vogelkoje und Westerheide/Blidsel im Norden der Insel. Ursprünglich diente das Lager während des Ersten Weltkrieges Soldaten der Inselwache als Quartier. Im Sommer 1919 erwarb Knud Ahlborn (1888–1977) das Gelände und gründete das Freideutsche Jugendlager. Heute ist dort die Akademie am Meer (VHS Klappholttal).

Die NS-»Kinderlandverschickung« war noch in den Köpfen. Mit neun oder 10 Jahren durfte ich als Kriegswaise auf die Reise ins Kinderheim Morsum auf Sylt fahren – buchstäblich. Ich erinnere mich an das Vergnügen, mich ins Gepäcknetz über den hölzernen Sitzbänken legen zu können. In der Erinnerung dauerte die Reise zwei Tage und eine Nacht. Wir, vielleicht 40 oder 50 Jungen von acht bis 12 Jahren, wussten nichts über die Insel. Klappholttal war in den Dünen auf dem Nord-Arm der Insel. Unser Haus war nicht weit weg vom Watt. Die Tage waren ausgefüllt mit Sport, Wandern und dem Erlebnis von Ebbe und Flut. Und Buntstiftzeichnungen auf den Innenseiten gefundener flacher weißer Muschelschalen.